Ein Projekt von Olaf Heine
RWANDAN DAUGHTERS
In Kooperation mit ora Kinderhilfe international e. V. und spring Brand Ideas
ÜBER DAS PROJEKT
Fast eine Million Menschen fielen dem Völkermord in Ruanda 1994 zum Opfer, etwa 250.000 Frauen wurden vergewaltigt. Heute leben Täter und Opfer oft Tür an Tür. Und während Frauen in der ruandischen Gesellschaft in den vergangenen 30 Jahren an Einfluss gewonnen haben, leben die Opfer der Vergewaltigungen und ihre Kinder weiterhin oft ausgegrenzt mit dem Stigma der Witwen und Waisen. Gerade die Töchter der Vergewaltigungsopfer sind es heute, die ihre traumatisierten Mütter auffangen und gegen das Stigma ankämpfen. Mit beispiellosem Mut und grenzenloser Zuversicht in einer von schweren Traumata geprägten und autoritär regierten Gesellschaft.
Rwandan Daughters ist ein Zeugnis der Kraft dieser Frauen. In ausdrucksstarken Bildern hat der Fotograf Olaf Heine zwischen 2016 und 2018 auf seinen Reisen nach Ruanda Mütter und Töchter portraitiert – Seite an Seite am Ort des Geschehens. Neben den über 70 Bildern enthält der Fotoband, der Ende März 2019 im Hatje Cantz Kunstbuchverlag erschien, verschiedene Essays und kurze Wortmeldungen der portraitierten Frauen, in denen sie ihren Umgang mit den eigenen Erlebnissen schildern. Rwandan Daughters ist der zukünftigen Generation gewidmet, damit eine neue Generation von Opfern verhindert wird.
AUSGEWÄHLTE FOTOGRAFIEN
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Zum Zeitpunkt des Genozids und ihrer Vergewaltigung war Gloriose erst 15 Jahre alt. Aus Scham verbrachte sie danach viele Jahre in Einsamkeit und Isolation. Erst ihre Begegnungen mit anderen Frauen, denen das Gleiche widerfuhr, brachten die Sprache zurück. Mit ihren Leidensgenossinnen konnte sie reden, weinen, klagen – für Gloriose eine große Hilfe.
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Ihre Tochter Yvette ist Eugenies Ein und Alles und doch wünscht sie sich, sie könnte ihr eine bessere Mutter sein. Yvette gibt Eugenie noch ein wenig das Gefühl, eine Frau zu sein. Doch die seelischen und körperlichen Verletzungen sitzen tief. Der Genozid hat sie verändert. Die Täter haben sie mit HIV infiziert, sie fühlt sich immerzu krank und schwach. Eugenie sagt, die Täter hätten ihr das Leben geraubt.
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Wer 1994 kein Versteck hatte, versuchte auf der Flucht schnellstmöglich außer Landes zu kommen. Die Nachbarländer Burundi, Tansania, Uganda und der Kongo wurden für die meisten zu Zufluchtsorten – erst für die Opfer, ab Sommer 1994 allerdings auch für die Täter. Dathive gehörte zu den Opfern, die fliehen mussten, schaffte es aber nicht bis zur rettenden Grenze Burundis. Sie wurde verschleppt und erst die Soldaten der RPF konnten sie befreien. Bis heute fällt es ihr schwer, über ihre Erlebnisse zu sprechen.
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Donatha war verheiratet, als der Völkermord ausbrach. Ihr Ehemann wurde umgebracht, sie vergewaltigt. Obgleich es ihr unheimlich schwer fiel, wusste sie: Wenn ihre beiden anderen Kinder, die den Genozid überlebt hatten, ihr neues Geschwisterkind akzeptieren sollten, musste sie mit guten Beispiel vorangehen.
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Oft fragt sich die 46-jährige Martine, warum gerade sie zu den Überlebenden gehört. Sie schämt sich bis heute für die Gräueltaten, die an ihr begangen wurden.
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Ähnlich wie die Trümmerfrauen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Frauen in Ruanda ihr Land wiederaufgebaut. Sie haben die Toten begraben, Häuser und Straßen wiederhergestellt und Jobs übernommen, die zuvor als "Männersache" galten. Josette musste sich oft zwingen, morgens aufzustehen. Die Arbeit fiel ihr schwer, ihr Trauma ließ sie keinen Sinn in ihrer Arbeit erkennen. Seit sie sich von Seelsorgern helfen lässt, geht es ihr besser.
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Eugenie wollte abtreiben, als sie ihre Schwangerschaft realisierte. Ein eigenmächtiger Versuch aber scheiterte. Nach der Geburt hatte sie für ihre Tochter Denise nur Hass übrig. Stillen wollte sie nicht. Als sie an den Tod des Kindes dachte, bekam sie Angst und suchte sich psychologische Hilfe. Heute liebt sie ihre Tochter. Um Denise ein besseres Leben zu ermöglichen, arbeitet sie voller Fleiß in der Landwirtschaft.
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Der Genozid von 1994 gilt als eine der dunkelsten Stunden Ruandas. Helligkeit, Wärme und Licht waren verschwunden. Dasselbe beschreibt Claudine Godelieve aus ihrem Leben. Nachdem fast ihre ganze Familie auf grausame Weise ermordet worden war und sie sich verzweifelt mit einer ungewollten Tochter wiederfand, brauchte sie Jahre, um die Folgen ihrer Traumata zu überwinden. Geholfen hat ihr am Ende ihre Tochter: Das Lachen, die Freude und die Liebe ihres Kindes haben Claudine Godelieve den Glauben an das Gute zurückgegeben.
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Auch mit 25 Jahren weiss Claudine nicht, dass sie Kind einer Vergewaltigung ist. Ebenso wenig weiß sie, dass ihre Mutter Esther mit einer HIV-Infektion lebt. Zwischen Claudine und Esther herrscht meist Schweigen. Claudine möchte Gutes tun, deswegen studiert sie heute Jura und setzt sich für Taubstumme ein. Sie gibt ihnen eine Stimme – auch um die eigene zu finden.
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Das rasende Tempo, in dem sich damals ihr ganzes Leben verändert hat, ist für Laurence bis heute nicht begreifbar. Kaum fünf Minuten waren die Männer in ihrem Haus, die ihren Ehemann und ihre Verwandten töteten, sie vergewaltigten und schwängerten. Mit den schmerzhaften Folgen lebt sie bis heute.
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Bevor sich die Täter an ihr vergingen, musste Monica ansehen, wie ihr Ehemann und ihre drei Kinder getötet und in einen See geworfen wurden. Dass sie schwanger war, konnte sie nicht glauben. Sie hätte nicht geglaubt, unter solchen Umständen überhaupt schwanger werden zu können. Monica wollte in Einsamkeit versinken, sich nicht den Blicken der Menschen stellen und sich nicht mit einem Kind auseinandersetzen müssen. Dennoch entschied sie sich schnell dafür, das Kind zu bekommen. Heute dankt sie Gott dafür, all das geschafft zu haben. Jesus – daran glaubt sie fest – steht an ihrer Seite.
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Josette hat das Gefühl, dass die Frauen das Land geprägt und wirklich verändert haben. Geschlechtergleichheit ist heute in Ruanda gelebte Realität. Im Gleichstellungsranking des Wirtschaftsforums steht Ruanda auf Rang fünf, weit vor Deutschland auf Platz zwölf. Der Einfluss der Frauen ist allgegenwärtig, 64 Prozent der Abgeordneten und 40 Prozent der Minister sind weiblich. Ebenso die Hälfte der Richter am Obersten Gericht. Josette weiß, dass das nicht immer so war in Ruanda und sie hofft inständig, dass ihrer Tochter Nadine eine Erfahrung wie der Genozid erspart bleibt.
FILM
PRESSE
PARTNER
Olaf Heine
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Der Fotograf Olaf Heine ist ein Essayist unserer Zeit, dessen Oeuvre von tiefgründig komponierter Narration bestmmt ist. Er ist international bekannt für seine hintergründig und detailreich konzipierten Porträts von Kunstschaffenden und Sportlern sowie für eindrucksvolle Architektur- und Landschafsfotografie. Nach einer Ausbildung zum Fotografen und Kommunikationsdesigner am renommierten Berliner Lette Verein, gelingt ihm mit dem Umzug nach Los Angeles in den späten 1990er Jahren der internationale Durchbruch. Seit dieser Zeit entstanden weltberühmte Porträts von Persönlichkeiten wie Cate Blanchett, Nick Cave, Kurt Cobain, Coldplay, The Eagles und U2. Olaf Heine etablierte sich zudem als Regisseur für preisgekrönte Musikvideos, Kurz- und Werbefilme und prägte die Bildsprache vieler Bands entscheidend mit. Seine fotografischen Arbeiten wurden auf zahlreichen Album- und Zeitschriftencovern sowie in sechs Fotobüchern veröffentlicht: »Leaving the Comfort Zone« (2008), »I Love You But I've Chosen Rock« (2011), »Brazil« (2014, 2024), »Rwandan Daughters« (2019), »Human Conditions« (2022) und »Hawai‘i« (2024) – und sind Teil renommierter privater und öffentlicher Sammlungen. Olaf Heine lebt und arbeitet derzeit zwischen Berlin und Los Angeles.
ora Kinderhilfe
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ora Kinderhilfe international e. V. wurde 1981 als christliches Kinderhilfswerk mit den Schwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Kinderpatenschaften und Katastrophenhilfe gegründet. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Unterstützung von Kindern, ihren Familien und ihrem Umfeld. In derzeit 12 Ländern leistet ora Kinderhilfe nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. Seit 2006 ist die Hilfsorganisation mit zahlreichen zukunftsbringenden Projekten in acht Communitys für Kinder, Familien und Frauen in Ruanda aktiv und unterstützt besonders die Witwen und Waisen, nach dem Genozid in ihrem Leben wieder Fuß zu fassen. Neben Trauma- und HIV-Therapien, psychologischer sowie physischer Hilfe, erhalten die Opfer auch finanzielle Unterstützung: Häuser wurden renoviert, Tiere für den Aufbau einer Zucht und Handel beschafft, Trainings zu Gesundheit oder Buchhaltung durchgeführt sowie die Gründung kleiner Gewerbe finanziert und sogar das Studium oder die Ausbildung für die mittlerweile erwachsenen Kinder ermöglicht.
spring Brand Ideas
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spring brand ideas entwickelt Ideen für Marken. spring ist die Quelle für brand stories, brand innovation und brand design und gestaltet Markenerlebnisse, die sich in jede Dimension ausbreiten können. Für maximale Relevanz. Die von Marion Heine und Levent Akinci geführte Kreativagentur hat 25 Mitarbeiter*innen, ist in Berlin zu Hause und Teil der dan pearlman Agenturgruppe.
TRAUMA UND HOFFNUNG
Während des Völkermordes in Ruanda im Jahr 1994 wurden bis zu eine Million Tutsi und gemäßigte Hutu von Hutu-Melizen ermordet, 80% der überlebenden Frauen wurden vergewaltigt. Heute leben Täter und Opfer Tür an Tür. Während Frauen seitdem in der Gesellschaft stetig an Einfluss gewannen, stehen die Vergewaltigungsopfer und ihre Kinder am unteren Ende der sozialen Hierarchie. Vielen jungen Frauen gelingt es jedoch, ihre traumatisierten Mütter aufzufangen und sich von dem Stigma zu befreien. Der Mut und die Zuversicht dieser Frauen in einer von Traumata geprägten und autoritär regierten Gesellschaft sind beispiellos. Rwandan Daughters zeigt starke Frauen, die die erfahrenen Traumata überwunden haben. Olaf Heine (*1968) hat diesen Wendepunkt und die Versöhnung bildlich ausdrucksstark vor Ort inszeniert und Mütter und Töchter (und auch Söhne) Seite an Seite am Ort des Geschehens porträtiert. Neben den Bildern enthält der Fotoband kurze Statements der Frauen zum Widerfahrenen. Das Fotobuchprojekt entstand in Zusammenarbeit mit ora Kinderhilfe international e. V., die die Betroffenen vor Ort psychologisch und finanziell unterstützt. Einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Bücher spendet Hatje Cantz den betroffenen Müttern und Töchtern in Ruanda.
Das Buch ist u.a. auf der Website von ora Kinderhilfe www.ora-kinderhilfe zu erwerben.
Texte von: Matthias Harder, Olaf Heine, Antje Stahl
Englisch, Deutsch
April 2019, 208 Seiten, 70 Abb.
gebunden 332mm x 256mm
ISBN: 978-3-7757-4547-5
UNTERSTÜZUNG MUSS WEITER GEHEN
Das Buch konnte seit seinem Erscheinen 2019 konkrete Hilfe für die porträtierten Frauen und Töchter leisten. Patenschaften, Finanzierungen von Grundstückserwerb, Hausbau, Studiengebühren, Traumatahilfe sind einige der konkreten Maßnahmen, die ermöglicht werden konnten. Helfen Sie uns noch mehr zu helfen.
Jede Spende hilft. Sie erhalten selbstverständlich eine Spendenquittung.
Spendenkonto:
Postbank Frankfurt am Main
IBAN: DE33500100600000050609
Bic: PBNKDEFFXXX